Am Samstag, den 23. Oktober 2021, waren Tobias Luschner und ich auf einer Wacholderheide bei Harburg (Schwaben) unterwegs. Unabhängig voneinander waren wir schon einmal außerhalb der Hauptsaison vor Ort und hatten uns das potenzielle Exkursionsgebiet am Bockberg vorgemerkt. Interessant erschien uns vor allem der Grasstreifen am nordöstlichen Waldrand, der im Spätherbst aufgrund der tief stehenden Sonne ganztägig im Schatten liegt.
Eingangs wurden wir gleich von einem stattlichen Parasol oder Gewöhnlichen Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera) begrüßt. Junge Exemplare mit geschlossenem, kugeligem Hut werden zuweilen als „Paukenschlegel” bezeichnet. Sammler schätzen die aufgeschirmten Hüte vor allem als Pilzschnitzel zubereitet. Das stand jedoch bei unserer Exkursion in dem Landschaftsschutzgebiet nicht zur Debatte.
Als nächsten typischen Bewohner dieses Habitats fanden wir mehrere Fruchtkörper des Hasen-Stäublings (Lycoperdon utriforme). Aufgrund der gerne schollig aufreißenden Oberfläche wird er auch treffend Getäfelter Stäubling genannt. Bei Reife zerfällt der obere Teil zu braunem Sporenpulver. Zurück bleibt nur der Stiel und ein Teil der Außenhülle, was einer Urne ähnelt. Leider standen keine fotogenen Überreste herum.
Voller Erwartung inspizierten wir daraufhin den moosigen und dauerfeuchten Grasstreifen am Waldrand. Hier entdeckten wir die ersten Wachsblättler: Den Auftakt machte der Orangefarbene Wiesen-Ellerling (Cuphophyllus pratensis). Die farbenfrohe Art mit den herablaufenden Lamellen kann mit bis zu 12 cm breiten Hüten und bis zu 15 cm langen Stielen recht groß werden. Sie fruktifizierte gesellig, zuweilen auch büschelig.
Ein paar Schritte weiter leuchteten dann tiefrote Knubbel aus dem Grün hervor: der Kirschrote Saftling (Hygrocybe coccinea). Die halbkugeligen Hüte sind zunächst scharlach- bis granatrot gefärbt. Die verflachenden Hüte werden bis zu 6 cm breit und blassen später am Rand orangegelb aus. Die Oberfläche ist feucht etwas schmierig und fühlt sich trocken fettig an. Der stets trockene Stiel ist oben dauerhaft rot wie der Hut gefärbt und zum unteren Ende gelb bis weißlich ausblassend.
Während des Fotografierens erspähten wir im Moos noch eine junge Geweihförmige Wiesenkoralle (Clavulinopsis corniculata). Die gelben Fruchtkörper mit den 2-fach verzweigten Ästen riechen nach Mehl, vor allem bei Verletzung. Tipp: Das Zerreiben eines kleinen Stücks zwischen den Fingern intensiviert den Geruch.
Im stärker besonnten Bereich der Magerwiese tummelten sich mehrere Trupps des Horngrauen Rötelritterlings (Lepista panaeolus). Die braungrauen Hüte zeigen gerne konzentrisch angeordnete „Wassertropfen”. Dort war auch ein Rötling mit braunem, glänzenden Hut anzutreffen, bei dem es sich um den Seidigen Rötling (Entoloma cf. sericeum) handeln könnte.
Zum Schluss ging es noch auf den Bockberg hoch. Unterwegs stießen wir auf einen einzelnen alten Erdstern, der jedoch unbestimmt blieb. Vielleicht finden wir in den nächsten Jahren besseres Untersuchungsmaterial. Oben auf dem 562 m hohen Hügelplateau angekommen genossen wir bei herrlichem Sonnenschein die grandiose Aussicht auf den umgebenden bunten Herbstwald und den imposanten Sendemast auf dem benachbarten Hühnerberg.
Die Tour hat riesig Spaß gemacht – gerne wieder!