Dissingia leucomelaena – Schwarzweiße Rippenbecherlorchel


 

Funddaten

Bestimmung: Dissingia leucomelaena (Persoon 1822) K. Hansen & X.H. Wang 2019   Bestimmer: Andreas Staber   Finder: Ulrich Schmidt   Funddatum: 18.4.2008   Fundort: D − BY − RBz Schwaben − Lkr. Augsburg − Königsbrunn − NSG Stadtwald Augsburg, Königsbrunner Heide auf der Auslichtung zwischen den Teilbereichen „Kernheide“ und „Hasenheide“   Messtischblatt: 7731/1.4.2   Höhe über NN: ca. 510 m   Ökologie: Kalkschotter mit teils ausgeprägter Erdschicht und Totholz (meist Wurzelreste von Nadelhölzern) unweit eines lichten Schneeheide-Kiefernwalds, Magerwiese mit Tendenz zum Halbtrockenrasen; zur Hauptblütezeit mit einem Massenaspekt der Ästigen Graslilie (Anthericum ramosum), etwa 1 m neben dem nördlichen Waldrand, vergesellschaftet mit einem der beiden Kiefernzapfen-Nagelschwämme (Strobilurus stephanocystis oder S. tenacellus)

 

Merkmale

Fruchtkörper: 2–3,5 cm hoch, 2–3,5 × 1,8–2,1 cm breit, gestielt-becher- bis pokalförmig, Stiel wurzelnd, mit 4–6 Rippen, gerippter Bereich etwa das untere Drittel der gesamten Höhe ausmachend, außen fein-kleiig besetzt, basal weißlich gefärbt, nach oben hin unregelmäßig in graubraun übergehend, Rand gerne eingerissen und bisweilen eckig-schartig ausgebrochen, innen glatt, teils wellig-uneben, vor allem am Grund

Fleisch: relativ spröde, im Schnitt weißlich, außen eine dünne, graubraune Schicht, innen eine doppelt so dicke, dunkelbraune Schicht
 

Mikroskopie

Asci: 280–300 × 16–18 µm; 8-sporig, zylindrisch, Ascusspitze zum Teil leicht zur Seite geneigt

Paraphysen: über 300 × 3–3,5 µm; zylindrisch, schlank, fädig, mit keulig verdickter Spitze (7,5–9 µm); im unteren Bereich zum Teil mehrfach undeutlich septiert

Sporen: 21,7–22,6–25,3 × 12,7–13,7–14,5 µm; hyalin, glatt, breit elliptisch, meist mit einem großen Öltropfen aber auch mit zusätzlichen kleinen Tropfen (innen) an den Enden

 

Verwandtschaft und Systematik

Karen Hansen und Mitautoren (2019) befassten sich in ihrer Studie erneut mit den Gattungsgrenzen und Verwandtschaften innerhalb der Helvellaceae. Dabei konzentrierten sie sich in erster Linie auf die Definition von Pindara, Wynnella und die Gattungsgrenzen von Helvella s. l., wobei sie eine größere Anzahl molekularer Merkmale verwendeten.

Die Wissenschaftler sehen in Pindara eine Schwestergruppe zu einer enger gefassten Gattung Helvella, d. h. ohne die /leucomelaena-Linie, auf einem besonders langen Zweig. Sie erkennen Pindara als eigene Gattung an und beschreiben mit Dissingia eine neue Gattung für die /leucomelaena-Linie, bestehend aus H. confusa, H. crassitunicata, H. leucomelaena und H. oblongispora.

Während bei Dissingia die Asci aus einfachen Septen entstehen, haben alle anderen Arten der Helvellaceae Asci, die aus Haken gebildet werden, mit einer Ausnahme: die /alpina-corium-Linie von Helvella s. str. Dies deutet darauf hin, dass die Ascus-Entwicklung aus Haken die ursprüngliche Form der Helvellaceae ist und sich die Ascus-Entwicklung aus einfachen Septen mindestens zweimal innerhalb der Familie entwickelt hat.

 

Andreas Stabers Fundnotiz

Becher Größe: Durchmesser: 35-40 mm

Höhe: 20 mm

Apotecien Form: trichterförmig, später pokalförmig mit nach außen gewölbtem Becherrand und auf rippigem Stiel aufsitzend

Stiel: rippig, zusammengezogen, gekammert, bis 20 mm lang und 10 mm im Durchmesser

Wachstum: einzeln, aber auch gedrängt in kleinen Gruppen mit 3–4 Frk.

Apotecien pro Kollektion: 7

Substrat: im Erdreich bei Kiefer

Hymenium: dunkelbraun bis fast schwarz, matt, etwas uneben besonders am Bechergrund

Behaarung: nicht vorhanden

Excipulum: dunkelbraun, etwas heller als die Fruchtschicht; in den Bereichen wo der FK Erdkontakt hat bzw. im Erdreich eingesenkt ist, ist dieser rein weiß; feinstkleiig, durch die homogene Zellstruktur (birnen- bis keulenförmig aus mehreren Einzelelementen zusammengesetzt, immer mit abgerundeten Formen) wie samtig wirkend

Becherrand: Mit feinen Zähnchen, im Alter durch die Auswärtswölbung auch eingerissen

Fleisch: weiß, festfleischig und zäh, etwas brüchig, nicht geschichtet, d. h. die mittlere Hyphenlage (= Trama) fehlt

Geruch: unbedeutend

 

Literatur

Herzlich Willkommen!

Mein Name ist Andreas Kunze, ich bin ein Pilzkundler aus Donauwörth (Schwaben). Ich beschäftige mich gerne mit Wiesenpilzen wie Saftlingen und Zärtlingen. Als begeisterter Pilzfotograf finde ich einen Ausgleich zu meinem Job im IT-Support.

Mehr über mich