Funddaten
Kollektion: 6 Fruchtkörper Bestimmung: Cortinarius rubellus Cooke 1887 Funddatum: 7.8.2016 Fundort: D − BY − RBz Schwaben – Lkr. Donau-Ries – Mertingen – Mertinger Forst Messtischblatt: 7330/4.2.3 Höhe über NN: 443 m Ökologie: lichter Fichtenforst auf saurem, anmoorigem Boden nahe eines Quelltopfs Begleitfunga: Geranien-Gürtelfuß (Cortinarius flexipes), rund zwei Wochen zuvor der Wollige Risspilz (Inocybe lanuginosa agg.) und der Kirschrote Spei-Täubling (Russula emetica); in der nahegelegenen Torfmoosinsel und deren Randbereich ebenfalls vorkommend − dort mit folgenden Arten vergesellschaftet: Trompetenpfifferling (Craterellus tubaeformis), Flatter-Milchling (Lactarius tabidus), Grüngelbes Gallertkäppchen (Leotia lubrica), Birken-Spei-Täubling (Russula betularum), Gemeiner Gallenröhrling (Tylopilus felleus)
Merkmale
Hut: 9−60 × 11−65 mm breit, 5−15 mm hoch, selten kreisrund, jung würfelartig mit radial verlaufenden stumpfen Kanten, dann kegelig, spitz oder abgerundet gebuckelt, bisweilen mit 1−2 Radialfalten, zuletzt nach oben gewölbt, wellig verbogen, aber stets mit zentralem Buckel, vereinzelt mit dunklen Löchern (Fraßstellen?) Rand ungerieft, gerne eingerissen und mit wenigen flüchtigen Velumfasern besetzt, Oberfläche trocken und fein faser-schuppig, einheitlich orange-braun bis rostbraun
Lamellen: ausgebuchtet angewachsen, erst bogig, dann bauchig, entfernt stehend, mit Lameletten untermischt, 1−6 mm breit, relativ dick, Lamellenfläche im Alter bisweilen runzelig, Schneiden jung glatt, später mit Scharten und wie die Lamellenfläche zunächst freudig orange-bräunlich, anschließend durch das ausfallende Sporenpulver rostbraun gefärbt
Sporenpulver: rostbraun
Stiel: 35−100 mm lang, an der Stielspitze 6−12 × 7−16 mm dick, dickste Stelle am unteren Stielende 9−17 × 11−17 mm, im Querschnitt oval bis abgerundet eckig, schlank invers keulig, seltener dickbauchig, meist geschwungen, auch unregelmäßig verbogen, an der Basis gerne zugespitzt und ± wurzelnd, längs gefurcht, bisweilen mit 1−2 anderen Fruchtkörpern verwachsen, Oberfläche trocken, längsfaserig, wie der Hut gefärbt und mit mehreren ± ausgeprägten gelblichen Velumgürteln bedeckt
Fleisch: im Hut bis zu 6 mm dick; im Stiel längsfaserig, voll, wie im Hut ocker bis bräunlich, basal manchmal etwas dunkler, im Alter gerne von Maden ausgehöhlt
Geruch: rettichartig, insbesondere im Anschnitt
Toxikologie
Die Fruchtkörper des Spitzgebuckelten Raukopfs enthalten Orellanindiglucosid, das im Magen in das starke Nierengift Orellanin umgewandelt wird (Spiteller et al. 2003) und das Orellanus-Syndrom verursacht. Jenes Syndrom (DGfM 2023) wurde 1952 durch eine Massenvergiftung in Polen mit dem Orangefuchsigen Raukopf (Cortinarius orellanus) – eine Art, die bis zu diesem Zeitpunkt als ungiftig galt – bekannt. Orellanin zersetzt sich erst ab einer Temperatur von 150° C langsam in das ungiftige Orellin und Sauerstoff.
Literatur
- Bon M (2016) Pareys Buch der Pilze: 224.
- DGfM (2023) Orellanus-Syndrom. Vergiftungssyndrome. Fachausschuss Pilzverwertung und Toxikologie der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. 19.3.2023. Abgerufen am 29.10.2023
- Gerhardt E (2002) BLV Handbuch Pilze. BLV, München: 284
- Krieglsteiner GJ, Gminder A [Hrsg.] (2010) Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 5. Ständerpilze: Blätterpilze III (Dunkelblättler). Eugen Ulmer, Stuttgart: 44−45.
- Laux HE (2015) Der große Kosmos Pilzführer: 366.
- Niskanen T, Lindström H, Kytövuori I (2012) Key C: Subgen. Cortinarius sects Limonii Nezdojm., Orellani M. M. Moser, Humicolae Liimat. & Niskanen, and Callistei Liimat. & Niskanen. In: Knudsen H, Vesterholt J (2012) Funga Nordica, 2nd ed. Agaricoid, boletoid, clavarioid, cyphelloid and gastroid genera. Nordsvamp, Kopenhagen (DK): 766−774.
- Spiteller P, Spiteller M, Steglich W (2003) Zum Vorkommen des Pilzgiftes Orellanin als Diglucosid und Untersuchungen zu seiner Biosynthese. Angew. Chem. 115: 2971–2974. DOI: 10.1002/ange.200351066