17.09.2013 – Firnhaberauheide (Süd)

Am Abend des 17. September 2013 nutzte ich eine Regenpause in den ansonsten verregneten, windigen Tagen und radelte in den Südteil der Firnhaberauheide (Augsburg). Bereits am Monatsanfang waren dort einige Pilze zu finden, darunter die Gruben-Lorchel (Helvella lacunosa). Der Schlauchpilz fruktifizierte bei Gelbem Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) und Dorniger Hauhechel (Ononis spinosa) im Halbschatten von Lavendel-Weiden (Salix eleagnos) und einer Hänge-Birke (Betula pendula). Die Fruchtkörper haben grauschwarze Farbtöne, einen 2-3-zipfeligen oder unregelmäßig faltigen, krausen oder grubigen Hut und einen längsgerippten Stiel. Die Art stellt keine besonderen Bodenansprüche und kann auch im Wald gefunden werden. In Laub- und Mischwäldern wächst die Herbst-Lorchel (H. crispa) mit vergleichbarem Habitus, die jedoch grau- bis ockerweißlich gefärbte Frk. aufweist. (Gerhardt 2002, Michael et al. Kreisel 1986)

Farbenprächtiger Saftling
Unmittelbar in der Nähe fruktifizierte noch der Safrangelbe Saftling (Hygrocybe acutoconica). Allerdings erinnerte das ältere, ausgeblasste Exemplar mit dem eingerissenen Hut nur noch wenig an die orange-gelbe Farbenpracht, wie sie beim jungen Exemplar zu sehen ist. Die Art zeigt kalkhaltige Böden an. Der Schwärzende Saftling (H. conica agg.) kann manchmal ähnlich aussehen, schwärzt aber bald an Druckstellen, während das Fleisch des Safrangelben Saftlings allenfalls nach längerer Liegezeit etwas graut. (Ludwig 2012)

Ein Pilz mit Stielkrönchen
Dann fiel mir noch ein Einzelexemplar des Krönchen-Träuschlings (Stropharia coronilla) ins Auge. Der Pilz trägt einen gelblich-weißlichen, klebrigen Hut und einen weißlichen Stiel mit einer oberseits gerieften Manschette. Die Lamellen auf der Hutunterseite sind jung blass grau, bei Sporenreife purpurbraun gefärbt. Der seltenere Doppelgänger ist der Schwarzblättrige Träuschling (S. melanosperma), der sich nur mikroskopisch anhand den größeren Sporen sicher abgrenzen lässt. Die typische und namensgebende Schwarzfärbung der Lamellen ist leider erst bei Sporenreife ausgeprägt. (Ludwig 2001)

Risspilz-Nachzügler bei Sonnenröschen
Highlight war jedoch eine Massenfruktifikation eines Risspilzes (Inocybe sp.) mit rotbraunen, schuppigen Hüten und weißem Velum. Die Art fand ich erstmals Mitte Juni, allerdings in deutlich geringerer Fruchtkörperzahl. Die Art könnte mit dem Sonnenröschen eine Mykorrhiza bilden, allerdings wuchs mehrere Meter entfernt auch eine Lavendel-Weide, die als Symbiosepartner infrage käme. Langsam aber sicher wird es Zeit, dass ich den Pilz vollständig mikroskopiere, um zu einer Bestimmung zu gelangen. Einstweilen trägt er den Arbeitstitel Fuchsiger oder Sandgruben-Risspilz (Inocybe cf. vulpinella). [Gminder et al. 2010, Knudsen & Vesterholt 2008, Stangl 1989]

Den Abschluss machte ein kleines Büschel des Waldfreund-Rüblings (Gymnopus dryophilus), der auch außerhalb von Wäldern in Wiesen wächst. In diesem Fall waren es blasse Exemplare, normalerweise zeigen die Fruchtkörper mehr ocker- bis fleischrötliche Farben. (Ludwig 2012) Nachdem die Dämmerung nicht mehr zu leugnen war und die Belichtungszeiten eine Minute überschritten, packte ich die Ausrüstung ein, radelte im Dunkeln nach Hause und kam dort zum Glück trocken an.

 

Literatur

  • Gerhardt, E. (2002): BLV Handbuch Pilze. 3. Aufl. BLV, München: 602.
  • Gminder, G. et al. (2010): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 5. Ständerpilze: Blätterpilze III (Dunkelblättler). Eugen Ulmer, Stuttgart: 445−446.
  • Knudsen, H. & J. Vesterholt (2008): Funga Nordica, 1. Aufl. Agaricoid, boletoid and cyphelloid genera. Nordsvamp, Kopenhagen (DK): 890.
  • Ludwig, E. (2001): Pilzkompendium (Beschreibungen), Bd. 1. Die kleineren Gattungen der Makromyzeten mit lamelligem Hymenophor aus den Ordnungen Agaricales, Boletales und Polyporales. IHW-Verlag, Eching: 672−675.
  • Ludwig, E. (2012): Pilzkompendium (Beschreibungen), Bd. 3. Die übrigen Gattungen der Agaricales mit weißem Sporenpulver. Fungicon, Berlin: 214−216, 281−283.
  • Michael, E., B. Hennig & H. Kreisel (1986): Handbuch für Pilzfreunde, Bd. 2. Nichtblätterpilze (Basidiomyzeten ohne Blätter, Askomyzeten) 3. Aufl. VEB Gustav Fischer, Jena: 380−381.
  • Stangl, J. (1989): Die Gattung Inocybe in Bayern. Hoppea. Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 46: 234−236.

 

Herzlich Willkommen!

Mein Name ist Andreas Kunze, ich bin ein Pilzkundler aus Donauwörth (Schwaben). Ich beschäftige mich gerne mit Wiesenpilzen wie Saftlingen und Zärtlingen. Als begeisterter Pilzfotograf finde ich einen Ausgleich zu meinem Job im IT-Support.

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