Funddaten
Bestimmung: Mucronella bresadolae (Quélet 1888) Corner 1970 Funddatum: 2.11.2007 Fundort: D – BY – RBz Schwaben − Lkr. Augsburg − Bobingen, nördlich von Straßberg Höhe über NN: ca. 560 m Messtischblatt: 7730/2.1.4 Ökologie: Parzelle im Fichtenforst (Picea abies) mit jungen Eichen (Quercus sp.) und eingestreuten Buchen auf saurem Boden Substrat: am Holz eines in der Finalphase der Vermorschung befindlichen Fichtenstumpfes, der vom Fenchelporling (Osmoporus odoratum) besiedelt ist (oder war), teils auch direkt an alten, bemoosten Porlingsfruchtkörpern
Merkmale
Wuchs: meist gesellig oder dicht in Gruppen, selten einzeln
Fruchtkörper: pfriemförmige oder schmal-kegelförmig zugespitzte, unverzweigte, nach unten ausgerichtete und an Eiszapfen erinnernde Stacheln; etwa 1 cm lang, große Exemplare bis 2 cm, bis 1 mm dick, jung weiß, vom Ansatz her gilbend/bräunend, im Alter oder bei Trockenheit vollständig schmutzig gelb bis hellbräunlich gefärbt
Artabgrenzung
Verwechseln könnte man den Pilz mit dem Rasigen Pfriempilzchen (M. calva). Die Frk. jener Art sind jedoch deutlich schmächtiger und besitzen zudem schmälere Sporen sowie kleinere Basidien.
Hahn (2024) erwähnt noch M. styriaca, mit einem blass gelblichen Subiculum und etwas kürzeren Sporen (5,5–7,3 μm lang), die im Umriss melonenkernförmig bis teils dreieckig erscheinen.
Ökologie
Hahn (2024) schreibt in seinem Kurzporträt, dass das gemeinsame Vorkommen von M. bresadolae und Osmoporus odoratum auf eine trophische Beziehung schließen lässt.
Beispielsweise könnte das Weiße Pfriempilzchen das vom Fenchelporling zersetzte Substrat weiternutzen. Auch eine Form von Parasitismus wäre denkbar.
Auch bei dem von mir dokumentierten Fund konnten beide Arten am finalmorschem Substrat nachgewiesen werden. Teils wuchsen die Frk. des Weißen Pfriempilzchens sogar direkt an den alten, bemoosten Porlingsfruchtkörpern. Ob wirklich eine ökologische oder funktionale Beziehung vorliegt, bedarf jedoch einer näheren Untersuchung.
Henning Knudsen und Anton G. Shiryaev geben im Schlüsselwerk „Funga Nordica” (Knudsen & Vesterholt 2012) an, dass M. bresadolae neben dem Fenchelporling, O. odoratum, auch mit Gloeophyllum sepiarium, den Zaunblättling, vergesellschaftet sein kann und schon einmal an Birke zusammen mit Inonotus obliquus, dem Schiefen Schillerporling, beobachtet wurde.
Taxonomie
Mucronella bresadolae wurde ursprünglich 1888 durch den französischen Mykologen Lucien Quélet als Clavaria bresadolae beschrieben. Georges Jean Louis Malençon, ebenfalls ein französischer Mykologe, kombinierte die Art 1958, vermutlich aufgrund ähnlicher äußerlicher Merkmale zu den Stachelbärten, in die Gattung Hericium (Stachelbärte) um. Edred John Henry Corner, ein britischer Botaniker und Mykologe, überführte den Pilz schließlich 1970 in die Gattung Mucronella.
Literatur
- Breitenbach J, Kränzlin F (1986) Pilze der Schweiz, Bd. 2. Nichtblätterpilze: 240.
- Corner EJH (1970) Supplement to A Monograph of Clavaria and Allied Genera. Beih. Nova Hedwig. 33: 172.
- Hahn C (2024) Mucronella bresadolae (Quél.) Corner – Weißes Pfriempilzchen. Fungi selecti Bavariae Nr. 50. Mycol. Bav. 24: 98. Abrufbar über ZOBODAT
- Jahn H (1969) Einige resupinate und halbresupinate „Stachelpilze” in Deutschland (Hydnoide resupinate Aphyllophorales). Westfäl. Pilzbr. VII (7/8): 113–144.
- Jülich W (1984) Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze. Kleine Kryptogamenflora, Bd. IIb/1. Basidiomyceten, 1. Teil, Gustav Fischer, Stuttgart/New York: 113.
- Knudsen H, Vesterholt J (2012) Funga Nordica, 2nd ed. Agaricoid, boletoid, clavarioid, cyphelloid and gastroid genera. Nordsvamp, Kopenhagen (DK): 249.
- Malençon G (1957) Prodrome d'une Flore Mycologique de Moyen-Atlas. 4e Contribution. Bull. Soc. Mycol. Fr. 73(4): 289–330.
- Quélet L (1888) Flore mycologique de la France et des pays limitrophes: 1–492.