Leccinum scabrum − Gewöhnlicher Birkenpilz


 

Funddaten

Kollektion: 3 Fruchtkörper   Bestimmung: Leccinum scabrum Lannoy & Estadès 1991   Funddatum: 23.9.2011   Fundort: D − BY − RBzSchwaben − Lkr. Augsburg − Königsbrunn − NSG Stadtwald Augsburg, Königsbrunner Heide am Nordrand der „Kernheide“   Messtischblatt: 7731/1.4.2   Höhe über NN: ca. 510 m   Ökologie: Halbtrockenrasen auf Kalkschotter mit dünner Lössauflage, Fundstelle etwa 1 m neben einem Trampelpfad nahe einer Hänge-Birke (Betula pendula)

 

Merkmale

Hut: 6–6,8 cm breit, 1–1,5 cm hoch, halbkugelig bis gewölbt, Huthaut am Rand schmal umgeschlagen, Oberfläche wildlederartig, matt, uneinheitlich blass bräunlich bis fast weißlich gefärbt, an den Druckstellen leicht grünend

Röhren: angeheftet bis frei, nicht am Stiel als Netz herablaufend, bauchig, 2–3 Poren pro mm, jung weißlich, später grau, an Druckstellen langsam bräunend

Stiel: 9–11 cm lang, apikal 14–16 und basal 20–30 mm dick, invers keulenförmig (zur Stielspitze hin verjüngend, unteres Stielende verdickt), vor allem im oberen Bereich etwas längsgefurcht, Rinde mit farblosen bzw. der Farbe des Stielgrunds entsprechenden, wolligen Schüppchen besetzt, blass bräunlich wie der Hut oder noch heller gefärbt

Fleisch: voll, weiß, im Stiel längsfaserig, nahtlos ins Hutfleisch übergehend, Stielrinde mit blassen Brauntönen, Schnittfläche an der Luft nach einiger Zeit bräunlich fleckend/verfärbend

Geruch: angenehm säuerlich

Mikroskopie

Die Messwerte wurden mit dem Programm „Statistische Messreihenauswertung für Fungi“ (Smaff) von Jens Wilk ausgewertet.

Sporen [95 % • 14 • LQP • E • H2O (nat)]: 11,7−13,6−15,6 x 4,2−4,6−5 µm, Q = 2,5−3,4; Mittelwert-Konfidenzgrenzen (95 %): 13,6 ±0,5 x 4,6 ±0,09 µm (Länge av x Breite av); Q av = 3 ±0,11

Legende:
95 % = Konfidenzintervall
nonstat = Messwerte wurden nicht statistisch ausgewertet
LQP = Lamellenquetschpräparat
E = Exsikkat
H2O (nat) = Präparation in Leitungswasser
KOH = Präparation in Leitungswasser mit einem Tropfen 20%iger Kalilauge (Zellwände außerdem mit Kongorot [SDS] angefärbt)

 

Artabgrenzung

Aufgrund der fehlenden Blau-/Grünverfärbung in der Stielbasis verwarf ich meinen Anfangsverdacht, es könnte sich um den Blaufüßigen/Wolligstieligen Birkenpilz (L. cyaneobasileucum) handeln. Stattdessen erschienen mir schwach pigmentierte Exemplare des Gewöhnlichen Birkenpilzes (L. scabrum) plausibel, zumal keinen Meter von dem blassen Trio entfernt ein typisch pigmentiertes Exemplar stand (siehe Bild 3).

Der Röhrlingsexperte Jürgen Schreiner bestätigte meine Vermutung auf Anfrage – besten Dank an dieser Stelle, auch für die Hinweise zur Artabgrenzung:

Das sind scabrum-Blässlinge, die Lannoy & Estades (1995) in ihrer Monografie als „Leccinum avellaneum (J. Blum) Bon“ mit einer modifizierten Beschreibung nebst neuer Tafel publizierten. Die aktuelle Kombination auf Varietätsrang ist „Leccinum scabrum var. avellaneum (J. Blum) J.A. Muñoz“. Das Taxon lässt sich ist aber wohl kaum von den braunhütigen Formen abtrennen (vgl. auch die "Paare" holopus/nucatum, cyaneobasileucum/brunneogriseolum). Ich hatte beide Formen auch schon zusammen an typischen scabrum-Standorten.

 

Literatur

  • den Bakker HC (2005) Diversity in Leccinum. A molecular phylogenetic approach: 121−123.
  • Gröger F (2006) Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa, Teil I. Regensb. Mykol. Schr. 13: 101.
  • Kibby G (2006) Leccinum revisited. A new synoptic key to species. Field Mycology 7(4): 77−87.
  • Knudsen H, Vesterholt J (2012) Funga Nordica, 2nd ed. Agaricoid, boletoid, clavarioid, cyphelloid and gastroid genera. Nordsvamp, Kopenhagen (DK): 226.
  • Krieglsteiner GJ et al. (2000) Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2. Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Eugen Ulmer, Stuttgart: 268−269.
  • Lannoy G, Estades A (1995) Monographie des Leccinum d'Europe. La Roche-sur-Foron, France: Fédéderation Mycologique Dauphiné-Savoie.

 

Herzlich Willkommen!

Mein Name ist Andreas Kunze, ich bin ein Pilzkundler aus Donauwörth (Schwaben). Ich beschäftige mich gerne mit Wiesenpilzen wie Saftlingen und Zärtlingen. Als begeisterter Pilzfotograf finde ich einen Ausgleich zu meinem Job im IT-Support.

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