Funddaten
Kollektion: 14 Fruchtkörper Bestimmung: Naucoria geraniolens (Courtec.) Gerw. Keller 2001 Funddatum: 28.4.2013 Fundort: D – BY – RBz Schwaben – Lkr. Donau-Ries – Mertingen – Mertinger Forst Messtischblatt: 7330/4.2.1 Höhe über NN: 444 m Ökologie: beschattete Schneise zwischen zwei Fichtenparzellen (Picea abies) auf saurem, feuchtem und lehmigem Boden neben einzelner Zitter-Pappel (Populus tremula) und ein paar Erlen (Alnus sp.); zwischen den beiden Fahrspuren an vergrabenen Astfragmenten inmitten von Laub, jungem Grasaufwuchs und Runzelpeter (Rhytidiadelphus sp.) fruktifizierend
Merkmale
Hut: (2–)6–21 mm breit, (1–)4–7 mm hoch, kegelig bis konvex und bisweilen mit stumpfem Buckel, auch flach kegelig mit vertikal abfallendem äußeren Drittel, eben bis bis vereinzelt unregelmäßig grubig, Rand ab und an eingekerbt sowie mit feinen und weißlichen Schüppchen besetzt, rotbräunlich mit Ockerton, hygrophan, von der Mitte beginnend ocker ausblassend, durchfeuchtete und ausgewachsene Exemplare am Rand schwach durchscheinend gerieft, ansonsten ungerieft, öfter dezentral gestielt
Lamellen: angeheftet bis ausgebuchtet angewachsen, eng stehend, untermischt, etwas bauchig, dünn, blass beige bis tabakbraun, Schneiden glatt, im Alter feinschartig und wie die Lamellenfläche gefärbt
Sporenpulver: rost- bis schmutzig braun (lt. Ludwig 2001 – kein Abdruck angefertigt)
Stiel: (7–)38–60 mm lang, (1–)2–5 mm dick, basal bis zu (2–)6 mm keulig erweitert, gerade bis geschlängelt, bisweilen auch unregelmäßig knotig verdickt, vereinzelt gekniet, jung weißlich bis blass ocker, später von der Basis her schwarzbraun verfärbend, einzelne Exemplare komplett schwarzbraun, jung vollständig weißlich überfasert
Fleisch: im Hut mittig 1–2 mm dick, im äußeren Drittel praktisch fehlend, blass ocker, partiell durchwässert und dort dunkler erscheinend; im Stiel längsfaserig, extrem brüchig, hohl, seidig glänzend, Rinde bis 1,5 mm dick, ockerfarben, basal mehr bräunlich
Geruch: intensiv nach Pelargonien
Bestimmung
Markant sind die von der Stielbasis aus schwarzbraun verfärbenden Stiele ähnlich den Samtfußrüblingen (Flammulina sp.), das stark brüchige Fleisch, der pelargoniumartige Geruch und der feuchte Standort.
Vorkommen
Ludwig (2001) führt das Taxon in seinem Pilzkompendium als Varietät des Bitteren Sumpfschnitzlings (A. amarescens) – eine Art, die anders als A. geraniolens trockene und besonnte Brandstellen besiedelt. Der Mykologe stuft den Pilz als sehr selten ein und berichtet von Funden aus Frankreich, Holland, Norwegen, Österreich und Schweden. Ferner schreibt er, dass der Pilz sicher auch in Deutschland zu erwarten ist.
Martin Schmidt, der Verwalter der DGfM-Kartierungsdatenbank, teilte mir auf Anfrage (E-Mail vom 3. Mai 2013) mit, dass bereits zwei Funde existieren: Erstmals wurde der Geranien-Sumpfschnitzling am 7.10.2000 von Leo Schrimpl im Leimental (MTB 7714/3) auf submontaner Höhenlage nachgewiesen. Am 14.10.2004 ging der Pilz Klaus Wöldecke in Hannover-Eilenriede (MTB 3624/2) ins Netz.
Moreau (2005) gesteht dem Taxon in seiner auf rDNA-Sequenzierungen basierenden Revision der Gattung Alnicola übrigens Artrang zu. Deshalb und wegen den deutlich differierenden ökologischen Standortansprüchen schließe ich mich seiner Meinung an.
Literatur
- Knudsen H, Vesterholt J (2012) Funga Nordica, 2nd ed. Agaricoid, boletoid, clavarioid, cyphelloid and gastroid genera. Nordsvamp, Kopenhagen (DK): 920.
- Krieglsteiner GJ, Gminder G. (2010) Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 5. Ständerpilze: Blätterpilze III (Dunkelblättler). Ulmer, Stuttgart: 481.
- Ludwig E (2001) Pilzkompendium, Bd. 1 – Beschreibungen. Fungicon, Berlin: 421.
- Moreau P-A (2005) A nomenclatural revision of the genus Alnicola (Cortinariaceae). Fungal Divers. 20: 121–155.
- Moreau P-A, Peintner U, Gardes M (2006) Phylogeny of the ectomycorrhizal mushroom genus Alnicola (Basidiomycota, Cortinariaceae) based on rDNA sequences with special emphasis on host specificity and morphological characters. Mol. Phylogenet. Evol. 38(3): 794–807. doi:10.1016/j.ympev.2005.10.008