Funddaten
Kollektion: 12 Fruchtkörper Bestimmung: Hygrocybe quieta (Kühner 1947) Singer 1951 ('1949') Funddatum: 27.9.2014 Fundort: D − BY − RBz Schwaben − Lkr. Donau-Ries − Donauwörth-Riedlingen − Riedlinger Holz Messtischblatt: 7230/3.4.3 Höhe über NN: 498 m Ökologie: Mischwald aus Stiel-Eiche (Quercus robur), Hainbuche (Carpinus betulus) und Weiß-Tanne (Abies alba) mit eingestreutem Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) auf kalkhaltigem Boden Begleitfunga: Zweifarbiger Scheidenstreifling (Amanita battarrae), Violetter Lacktrichterling (Laccaria amethystina), Lachs-Reizker (Lactarius salmonicolor)
Merkmale
Hut: 17−41 x 19−33 mm breit, 12−18 mm hoch, polsterförmig, überwiegend halbkugelig bis stumpf gebuckelt, orange, Rand schwach durchscheinend gerieft, hygrophan, vom Scheitel aus gelb ausblassend und dadurch ähnlich dem Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) zweifarbig erscheinend, trocken ungerieft, am Rand gerne eingerissen, Oberfläche matt glänzend und klebrig, trocken glanzlos und gummiert anfühlend
Lamellen: ausgebuchtet angewachsen, fast frei, bauchig, weit stehend, schwach runzelig, am Grund leicht querverbunden, mit Lameletten untermischt, Schneiden glatt und wie die Lamellenfläche orange oder bisweilen gelb gefärbt
Sporenpulver: kein Abwurfpräparat angefertigt
Stiel: 25−60 mm lang, 7−10 x 4−6 mm dick, nur an der Spitze zylindrisch, sonst irregulär, selten gerade, meist gekniet, vor allem in der unteren Hälfte gerne längs gerillt und rissig, Basis asymetrisch ausspitzend und weiß ausblassend, bisweilen mit bis zu vier Exemplaren büschelig verwachsen
Fleisch: brüchig, zitronengelb; im Hut bis zu 4 mm dick; im Stiel längsfaserig mit orangefarbener Rinde, innen hohl
Geruch: unspezifisch, im Anschnitt nach Blattwanzen
Bestimmung und Artabgrenzung
Bei dieser Kollektion hatte ich aufgrund des hygrophanen, zweifarbigen Huts zunächst den Glänzenden Orange-Saftling (Hygrocybe aurantiosplendens) in Verdacht. Karl Wehr – besten Dank an dieser Stelle – führte mich schließlich auf die richtige Spur: H. quieta. Charakteristisch für die Art ist der unangenehme Geruch nach Blattwanzen, wie er auch für den Eichen-Milchling (Lactarius quietus) typisch ist. Der Duft war jedoch erst im Anschnitt der Fruchtkörper wahrnehmbar, dann aber deutlich. Zusammen mit den orangen, meist dunkler als der Hut gefärbten Lamellen und den asymetrisch ausspitzenden Stielbasen besteht für mich kein Zweifel an der Bestimmung.
Mikroskopisch ist die Art durch ein hohes Maß an mittig verengten/eingeschnürten Sporen gekennzeichnet, was ihr auch den Namen „Schnürsporiger Saftling“ eingebracht hat. Boertmann spezifiziert den Anteil auf „gewöhnlich mehr als 75 %“ (Boertmann 2010, Knudsen & Vesterholt 2012). Ludwig (2012) merkt in seinem Pilzkompendium an, dass der maximale Anteil an eingeschnürten Sporen je nach Autor zwischen 70 und 95 % liegt – bei seiner Aufsammlung hatte er hingegen gar keine normal elliptische Spore finden können.
Literatur
- Boertmann D (2010) The genus Hygrocybe, 2. Aufl. Fungi of Northern Europe, Vol. 1. Svampetryk, Tilst (DK): 108−109.
- Candusso M (1997) Hygrophorus s. l. Fungi Europae, Vol. 6. Edizioni Candusso, Alassio: 529−534.
- Gröger F (2006) Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa, Teil I. Regensb. Mykol. Schr. 13: 136.
- Knudsen H, Vesterholt J (2012) Funga Nordica, 2nd ed. Agaricoid, boletoid, clavarioid, cyphelloid and gastroid genera. Nordsvamp, Kopenhagen (DK): 273−274.
- Krieglsteiner GJ et al. (2001) Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 3. Ständerpilze: Blätterpilze I (Hellblättler). Eugen Ulmer, Stuttgart: 69−71.
- Ludwig E (2012) Pilzkompendium (Beschreibungen), Bd. 3. Die übrigen Gattungen der Agaricales mit weißem Sporenpulver. Fungicon, Berlin: 332−333.