Funddaten
Kollektion: 8 Fruchtkörper Bestimmung: Lentinus tigrinus (Bulliard 1782 : Fries 1821) Fries 1825 Funddatum: 14.7.2014 Fundort: D − BY − Schwaben − Lkr. Donau-Ries − Donauwörth-Riedlingen − Rambergstraße, Grünfläche an der Einfahrt zu den Parkplätzen eines Kindergartens Messtischblatt: 7230/3.4 Höhe über NN: 417 m Ökologie: Rasen, sonnig exponierter Standort, an vergrabenem Holz (vermutlich Wurzelreste)
Merkmale
Wuchs: büschelig
Hut: 9−207 x 182 mm, gewölbt, bald schon zentral abgeflacht und eingedellt, im Alter trichterig vertieft und wellig verbogen, Rand lange eingerollt, im Alter rissig, Oberfläche jung einheitlich dunkel grau-braun und fein faser-schuppig bekleidet, später von den Randbereichen aus fransig-schuppig mit pinselartigen Spitzen aufreißend auf weißem Grund, wodurch die namensgebende getigerte Zeichnung entsteht, Faserschuppen im Zentrum gedrängter
Lamellen: mäßig herablaufend, dicht gedrängt, mit Lameletten untermischt, Schneiden unregelmäßig schartig gesägt und wie die Lamellenfläche gefärbt, Stielrinde fetzig die Lamellen am Stielansatz überragend, schmutzig weißlich bis blass ocker
Sporenpulver: kein Abwurfpräparat angefertigt
Stiel: 22-50 mm lang, jung 6 mm dick, basal schwach keulig bis 7 mm verdickt, alte Exemplar 15 mm dick und tütenartig nach oben bis 19 x 25 mm erweitert, oberer Stielbereich vor dem Lamellenansatz etwas angeschwollen, jung bis auf die weißliche Basis einheitlich grau-braun gefärbt, bald schon fein längs aufreißend und einer gebürsteten Oberfläche ähnelnd, dann genattert, später punktiert-genattert, angeschwollene Zone nahe den Lamellen ohne dunkle Faserschuppen
Fleisch: weiß, weich; im Hut bis zu 6 mm stark, zum Rand hin dünner und dort fast fehlend; im Stiel mit bis zu 2 mm dicker, zäher und schmutzig weißlich gefärbter Rinde
Geruch: angenehm säuerlich, wie gezüchtete Austernpilze
Bestimmung
Der büschelige Wuchs der Fruchtkörper, die trockene Hutoberfläche mit den ± schwarzen, dicht stehenden und faserigen Schüppchen sowie die dicht gedrängten, kurzen Lamellen machen den Getigerten Sägeblättling unverkennbar.
Artabgrenzung und Verwandtschaft
Abgesehen von der Hutunterseite mit dem lamelligen Hymenophor können ganz junge Exemplare dem Mai-Porling (Polyporus ciliatus) ähneln − letztere Art, der Weitlöcherige Stielporling (P. arcularius), der Winter-Stielporling (P. brumalis) und P. tricholoma werden von Seelan und Mitautoren (2015) aufgrund von molekularbiologischen Untersuchungen in der Gattung Polyporellus gruppiert. Allerdings würde die Hutunterseite von P. ciliatus aufgrund der extrem feinen Poren glatt erscheinen.
Mutmaßliche Funde in den Tropen
Lentinus tigrinus (Sektion Tigrini) wurde scheinbar häufig in tropischen Regionen vor allem in Südostasien nachgewiesen. Doch die Art ist in erster Linie in der nördlich gemäßigten Zone verbreitet. Entsprechende Funde beruhen wohl auf Verwechslungen mit Lentinus squarrosulus, eine Art aus der Sektion Rigidi, die hauptsächlich in paleotropischen und australasiatischen Regionen vorkommt. Beide Arten haben eine ähnlich schuppige Hutoberfläche. Inzwischen wurde auch molekularbiologisch bestätigt, dass L. tigrinus nur in Eurasien und der nördlich gemäßigten Zone verbreitet ist. (Seelan et al. 2015)
Ökologie
German J. Krieglsteiner klassifizierte die Art als „Stromtalelement“. (Krieglsteiner et al. 2001) Das trifft auch auf diesen Fund zu, der am südöstlichen Ausläufer der Schwäbischen Alb im Einzugsbereich der Donau und Wörnitz gemacht wurde.
Literatur
- Knudsen H, Vesterholt J (2012) Funga Nordica, 2nd ed. Agaricoid, boletoid, clavarioid, cyphelloid and gastroid genera. Nordsvamp, Kopenhagen (DK): 105.
- Krieglsteiner GJ et al. (2001) Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 3. Ständerpilze: Blätterpilze I (Hellblättler). Eugen Ulmer, Stuttgart: 19−20.
- Ludwig E (2001) Pilzkompendium (Beschreibungen), Bd. 1. Die kleineren Gattungen der Makromyzeten mit lamelligem Hymenophor aus den Ordnungen Agaricales, Boletales und Polyporales. IHW-Verlag, Eching: 237−238.
- Seelan JSS, Justo A, Nagy LG, Grand EA, Redhead SA, Hibbett D (2015): Phylogenetic relationships and morphological evolution in Lentinus, Polyporellus and Neofavolus, emphasizing southeastern Asian taxa. Mycologia. 6.2.2015. doi: 10.3852/14-084