Funddaten
Kollektion: 7 Fruchtkörper von ca. 2 Dutzend Exemplaren Bestimmung: Russula carpini Heinemann & R. Girard 1956 Funddatum: Beobachtungszeitraum vom 2.6. bis 9.6.2016, aufgesammelt am 4.6.2016 Fundort: D − BY − Schwaben − Lkr. Donau-Ries − Donauwörth-Neudegger Siedlung, Stauferpark Messtischblatt: 7230/4.3.1 Höhe über NN: 401 m Ökologie: Grünanlage nördlich und außerhalb des Stadions, südlich eines unbefestigten Wegs und unweit eines kleinen Holzstegs, rings um eine Hainbuche (Carpinus betulus) auf spärlich bewachsenem und mit Laub bedecktem Boden, zwei weitere Hainbuchen im Einzugsbereich − dort jedoch nur vereinzelte Fruchtkörper; Krautschicht aus Hartriegel (Cornus sp.), Weißdorn (Crataegus sp.), Ruprechtskraut (Geranium robertianum), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum), Gundermann (Glechoma hederacea), Gewöhnlichem Liguster (Ligustrum vulgare), außerdem Naturverjüngung aus Feld-Ahorn (Acer campestre), Spitz-Ahorn (Acer platanoides), Hainbuche, Eiche (Quercus sp.) und Weide (Salix sp.); im Randbereich der Fruktifikationsfläche Giersch (Aegopodium podagraria), Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Gewöhnliches Knäuelgras (Dactylis glomerata), Wald-Erdbeere (Fragaria vesca), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius) und Löwenzahn (Taraxacum sp.); vergesellschaftet mit dem Gebänderten Hainbuchen-Milchling (Lactarius circellatus) [erstmals nachgewiesen am 9.6.2016]
Merkmale
Hut: 3−9,5 × 3,5−10,5 cm breit, 0,5−2,5 cm hoch, jung halbkugelig, dann gewölbt und mittig niedergedrückt, später flach gewölbt und im Zentrum etwas eingesenkt sowie unregelmäßig verbogen, selten kreisrund, scharfrandig und dort meist schon jung höckerig-gerieft, Huthaut glänzend, feucht schmierig und trocken klebrig, teils mit Blättern und Erdpartikeln behaftet und bis zur Hälfte des Hutradius´ abziehbar, scheckig-wechselfarbig mit weinrötlichen, bräunlichen und oliv-grünlichen Tönen, gerne mit ockerfarbener Mitte und ebenso gefärbten Flecken, jung auch mit freudigeren, fast orangen Bereichen
Lamellen: spröde, ausgebuchtet angewachsen, jung schwach und im Alter ausgeprägt bauchig, dicht gedrängt, bisweilen gegabelt und queraderig verbunden, Schneiden gerade, glatt und wie die Lamellenfläche gefärbt, jung blass ocker, später orange-ockerlich
Sporenpulver: dottergelb (IVe nach Romagnesi)
Stiel: 4−8,5 cm lang, unregelmäßig zylindrisch, basal entweder leicht keulig verdickt oder verjüngt, apikal etwas erweitert, (apikal 1−3,5 cm und basal 1,5−2,5 cm dick), gerade bis geschwungen, längsfaserig, weiß und mit braunen vereinzelten Punkten, im Alter gilbend
Fleisch: im Hut 5−10 mm dick, nur jung fest, dann schwammig-weich, weiß; im Stiel ohne Faserrichtung (brüchig wie Käse), zunächst fest und voll, bald schon schwammig-weich und beinahe wattig ausgefüllt, abgesehen von der bis zu 3 mm dicken Stielrinde, weiß; Fruchtkörper brüchig und im Alter stark gilbend
Geruch: im Anschnitt obstartig, an den Stachelbeer-Täubling (R. queletii) erinnernd
Geschmack: in allen Teilen mild, auch nach längerem Kauen
Bestimmung und Artabgrenzung
Mein erster Verdacht war der Weißstielige Leder-Täubling (Russula romellii). Doch bei meinem zweiten Besuch des Fundorts entpuppten sich die vermeintlichen Linden (Tilia sp.) als Hainbuchen (Carpinus betulus), was mich auf die Spur des Hainbuchen-Täublings (R. carpini) brachte.
Der versierte Täublingskenner Robin Dost (besten Dank an dieser Stelle) bekräftigte meinen Verdacht in der Facebook-Gruppe „Pilze und Schwammerln“ und wies auf den Untergrund mit dem kargen Bewuchs hin: Während R. carpini an derberen Spezialstellen vorkomme, kenne er R. romellii als Bewohner des normalen Buchenwalds in der Laubstreu. Beide Arten würden basische Böden besiedeln. Sie besäßen zudem ähnliche Spektren aus kühlen Farben (violett, rosalich, weinrötlich, grünlich und gelblich). R. carpini soll jedoch eine matte Huthaut besitzen, R. romellii dagegen eine glänzende. Dass junge Fruchtkörper leicht scharf schmecken können, kann ich aber nicht bestätigen.
Zur mikroskopischen Abgrenzung macht Karin Montag (2016) auf die netzig ornamentierten Sporen von R. romellii – dort unter dem Namen „Wechselfarbiger Leder-Täubling“ – aufmerksam, wohingegen die Sporen von R. carpini isolierte, grobe Stacheln besitzen.
Ansonsten basiert die Bestimmung meines Funds auf den scheckig-wechselfarbigen Hüten, dem orange-ockerlichen Sporenpulver, dem milden Geschmack und dem Standort unter Hainbuche. Außerdem gilben die Fruchtkörper von Russula carpini im Alter stark, weshalb Frieder Gröger (2014) die Art in seinem Schlüsselwerk „Gilbender Hainbuchen-Täubling“ getauft hat.
Vielen Dank für die Bestimmungshilfe der Vegetation des Fundorts an die Benutzer „Arthur“ und „jake001“ im Forum auf Pflanzenbestimmung.de.
Literatur und Weblinks
- Einhellinger A (1994) Die Gattung Russula in Bayern. Bibliotheca Mycologica, Bd. 112. Cramer, Berlin-Stuttgart: 42–44.
- Gröger F (2014) Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa, Teil II. Regensb. Mykol. Schr. 17: 596.
- Knudsen H, Ruotsalainen J, Vauras J (2012) Key K: Sect. Polychromae Maire subsect. Integriforminae Bon and Melliolentinae Singer. In: Knudsen H, Vesterholt J (2012) Funga Nordica, 2nd ed. Agaricoid, boletoid, clavarioid, cyphelloid and gastroid genera. Nordsvamp, Kopenhagen (DK): 182.
- Krieglsteiner GJ [Hrsg.] (2000) Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2. Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Eugen Ulmer, Stuttgart: 500−501.
- Miggel B (2024) Russula carpini. Hainbuchen-Täubling. Pilzportraits. fundkorb.de. Zuletzt aktualisiert am 27.2.2024. Abgerufen am 21.5.2024.
- Montag K (2016) Täublinge Folge 10: Milde Gelbsporer. Teil 3: Ledertäublinge s.l. Der Tintling 4/2016. Nr. 101: 35−47
- Sarnari M (2005) Monografia illustrata del Genere Russula in Europa, Tomo Secondo. AMB, Centro Studi Micologici, Trento: 972−976.