Funddaten
Kollektion: 10 Fruchtkörper Bestimmung: Arrhenia rickenii (Singer 1951 ex Hora 1960) Watling 1989 ('1988') Finderin: Julia Kruse Bestimmer: Anton Hausknecht, Andreas Kunze et al. Funddatum: 18.11.2012 Fundort: D − BY − RBz Oberbayern − München-Freimann − NSG Südliche Fröttmaninger Heide, nördlich der beiden Stadtteile „Schwabing Nord“ und „Freimann“ unweit der Allianz Arena des FC Bayern (Münchner Schotterebene im Teilbereich der Garchinger Schotterzunge), ehem. Handgranatenwurfübungsplatz Messtischblatt: 7735/4.3.2 Höhe über NN: 495 m Ökologie: offene Ruderalstelle mit Splitfüllung (Quarz, Ziegel und anderes zerkleinertes Gestein) partiell mit Geneigtem oder Gekieltblättrigem Spiralzahnmoos (Tortella inclinata) bewachsen, Charakterarten des Standorts sind der Spatelförmige Adermoosling (Arrhenia spathulata) und der Rotbraune Nabeling (Omphalina pyxidata)
Merkmale
Hut: 4−9,5 mm im Durchmesser, 1−3 mm hoch, genabelt, gerieft und auch durchscheinend gerieft, hygrophan, am Rand nach unten gebogen, blass hellbraun, konzentrisch milchkaffeebräunlich bis weißlich ausblassend, rundlich bis unförmig im Alter, Rand im Alter gewellt, Huthaut matt, rau (Lupe!), Rand hell gesäumt
Lamellen: herablaufend, bogig, gegabelt und gerne queraderig verbunden, wellig, Schneiden glatt und wie die Lamellenfläche gefärbt, Flächen aderig-runzelig
Stiel: 9−12 mm lang, fast 1−1,5 mm dick, nach oben breiter werdend, blass hellbraun, vollständig mit feinen weißen Härchen besetzt, wodurch der Stiel zur Basis hin heller erscheint, Basis selbst weißfilzig, aber unverdickt, unteres Stieldrittel geschwungen
Fleisch: im Hut praktisch fehlend/häutig; im Stiel längsfaserig und etwas glasig
Geruch: schwach nach Pelargonien
Mikroskopie
Hyphen: Septen schnallenlos; untere Stieltrama mit eingeschlossenen Grünalgen
Sporen [95 % • 15 • LQP • E • H2O (nat)]: 4,7−6,2−7,6(−8,2) x 3,7−4,8−5,9 µm, Q = 1,1−1,5; Mittelwert-Konfidenzgrenzen (95 %): 6,2 ±0,36 x 4,8 ±0,27 µm (Länge av x Breite av); Q av = 1,3 ±0,05; oval-tropfenförmig, hyalin, mit einem Öltropfen, glattwandig, mit deutlichem und 1 µm langem Apikulus
Basidien [95 % • 8 • LQP • E • H2O (nat)]: 21,6−26,6−31,6 x 4,4−5,9−7,4 µm; schlank keulig, (2−)4-sporig, ohne Basalschnallen
Legende:
95 % = Konfidenzintervall; Messwerte wurden statistisch mit Smaff ausgewertet
nonstat = Messwerte wurden nicht statistisch ausgewertet
LQP = Lamellenquetschpräparat
E = Exsikkat
H2O (nat) = Präparation in Leitungswasser
KOH = Präparation in Leitungswasser mit einem Tropfen 20%iger Kalilauge (Zellwände außerdem mit Kongorot [SDS] angefärbt)
Bestimmung
Trotz meines ersten Eindrucks, dass es sich bei der Kollektion um den Geröll-Adermoosling (Arrhenia rickenii) handeln dürfte, legte ich den Fund wegen der fein behaarten Stieloberfläche und des schwachen Geruchs nach Pelargonien als Samtfuß-Adermoosling (A. velutipes) ab. Aufkeimende Zweifel veranlassten mich schließlich zu einer Anfrage im Forum auf pilzepilze.de und wurden im Diskussionsverlauf bekräftigt. Irritiert wendete ich mich an den österreichischen Pilzexperten Anton Hausknecht, der unsere Aufsammlung wie folgt beurteilte (E-Mail vom 29.8.2013) – besten Dank an dieser Stelle:
Ihre Bilder entsprechen weitestgehend meiner Vorstellung von Arrhenia rickenii. Alle meine Funde stammen vom Spätherbst/Frühwinter, eine Kollektion beispielsweise vom 5.12.1986 aus der Lobau (Wien) bei leichten Minusgraden. Die Sporen dieses Fundes sind ein wenig größer (7-10 x 4-6.3 µm), alle anderen Mikrodaten passen zu Kühner & Romagnesis Omphalina rustica (= Mosers rickenii). Arrhenia velutipes ist viel dunkler, hat dichtere, nicht gegabelte Lamellen und wächst nicht so spät im Jahr.
Ich bin mir also sicher, dass die Bestimmung als A. rickenii OK ist, zumal auch die Fundzeit gut mit meinen Beobachtungen übereinstimmt. Weitere mikroskopische Eigenschaften: Basidien ohne Basalschnalle, Pigment in der Huthaut inkrustierend.
Literatur
- Gröger F (2006) Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa, Teil I. Regensb. Mykol. Schr. 13: 406−407.
- Knudsen H, Vesterholt J (2012) Funga Nordica, 2nd ed. Agaricoid, boletoid, clavarioid, cyphelloid and gastroid genera. Nordsvamp, Kopenhagen (DK): 257−258.
- Krieglsteiner GJ et al. (2001) Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 3. Ständerpilze: Blätterpilze I (Hellblättler). Ulmer, Stuttgart: 487−488.
- Ludwig E (2001) Pilzkompendium (Beschreibungen), Bd. 1. Die kleineren Gattungen der Makromyzeten mit lamelligem Hymenophor aus den Ordnungen Agaricales, Boletales und Polyporales. IHW-Verlag, Eching: 455.