Funddaten
Kollektion: 3 Fruchtkörper Bestimmung: Lactarius sphagneti (Fries 1855) Neuhoff 1956 Funddatum: 8.11.2015 Fundort: D − BY − Schwaben − Lkr. Donau-Ries − Mertingen − Mertinger Forst Messtischblatt: 7330/4.2.3 Höhe über NN: 443 m Ökologie: Fichtenforst auf saurem, anmoorigem Boden, im Moospolster zwischen einer Torfmoosinsel und einem Bachlauf Begleitfunga: Kammförmiger Keulenpilz (Clavulina coralloides), Stahlblauer Rötling (Entoloma nitidum), Schwarzpunktierter Schneckling (Hygrophorus punctatus)
Merkmale
Hut: 14−30 × 12−26 mm breit, 3−15 mm hoch, jung bereits flach gewölbt mit zentraler Papille, im Alter trichterförmig vertieft, aber stets mit stumpfem Buckel in der Mitte und etwas gewellt, rundlich, aber nie kreisrund, ein Exemplar mit Einschnürung, Rand kurz gerieft, nach unten gebogen und zuletzt scharfrandig, Huthaut glatt, fettig-glänzend, ziegelbraun, in der Mitte dunkler, im kurzen Randbereich mit hellen Ockertönen ausblassend
Lamellen: bis zu 3 mm breit, breit angewachsen, mit Zahn marginal herablaufend, am Stiel in undeutlichen und kurzen Rillen (10x-Lupe) auslaufend, zunächst schwach bogig, später zum Stiel hin schwach bauchig, dicht gedrängt, mit teils gewellten Lameletten untermischt, am Grund queraderig verbunden, Schneiden glatt und wie die Lamellenfläche ocker gefärbt
Sporenpulver: weißlich-cremefarben
Stiel: 30−45 mm lang, invers schlank keulig (apikal 4−6 mm dick, breiteste Stelle im unteren Stielbereich 8−9 × 6−7 mm), zylindrisch, basal bisweilen etwas gequetscht und vereinzelt mit unregelmäßigen Vertiefungen, gerade bis geschwungen, angedeutet längsfaserig, deutlich heller als der Hut dumpf orange-bräunlich gefärbt, apikal blasser, am Lamellenansatz wieder etwas dunkler
Fleisch: im Hut bis zu 6 mm dick, hellocker, fest; im Stiel ohne Faserrichtung (brüchig wie Käse), weich, bis auf 1/4 der oberen Stiellänge hohl, wie das Hutfleisch hellocker gefärbt
Milchsaft: weiß an verletzten Lamellen, keine Verfärbung bei Luftkontakt, im basalen Stielfleisch eher wässrig
Geruch: schwach nach Blattwanzen
Geschmack: mild, nach einigen Sekunden etwas bitter
Bestimmung
Im Feld kann L. sphagneti anhand des etwas zweifarbigen Huts mit einer dunklen Mitte und einem viel blasseren, gerieften Rand und den eher blasseren Lamellen erkannt werden. Im Mikroskop machen das stark amyloide Sporenornament und die sehr langen Endzellen in der Hutdeckschicht die Art unverwechselbar. (Heilmann-Clausen et al. 2000)
Artabgrenzung
Der Torfmoos-Milchling kann leicht mit einer ganzen Reihe von Arten verwechselt werden, insbesondere mit dem Braunroten Milchling (Lactarius badiosanguineus) und dem Flatter-Milchling (L. tabidus), die in vergleichbaren Habitaten vorkommen. Der Braunrote Milchling hat einen rot-braunen Hut ohne hellere Randzone. Mikroskopisch relevant ist das Sporenornament aus streifig angeordneten Rippen, die nur teilweise netzartig verbunden sind. Der Flatter-Milchling besitzt eine gilbende, etwas bittere Milch. Auch der Rotbraune Milchling (L. rufus) kann ähnlich aussehen, bevorzugt aber für gewöhnlich trockenere Standorte. Markant sind der meist in der Mitte gebuckelte Hut und die matte, glanzlose Huthaut. Die weiße, unveränderliche Milch schmeckt zudem brennend scharf.
Ökologie und Phänologie
Der Milchling besiedelt feuchte Böden unter Fichten und wächst meist inmitten von Torfmoosen (Sphagnum sp.) in krautreichen Wäldern. (Heilmann-Clausen et al. 2000)
Lactarius sphagneti erscheint hauptsächlich von August bis Oktober.
Verbreitung und Gefährdung
Die Art wird nur selten beobachtet, aber wahrscheinlich oft übersehen oder mit anderen Arten verwechselt. Zumindest in Fennoskandinavien ist sie ortshäufig. (Heilmann-Clausen et al. 2000) In Deutschland und Bayern wird die Art in der Roten Roten Liste gefährdeter Großpilze als „gefährdet (Kategorie 3)“ eingestuft. (Karasch & Hahn 2009) Darunter verstehen die Autoren
Arten, die merklich zurückgegangen oder durch laufende bzw. absehbare menschliche Einwirkungen bedroht sind. Wird die aktuelle Gefährdung der Art nicht abgewendet, rückt sie voraussichtlich in die Kategorie „Stark gefährdet" auf.
Diese Arten haben deutliche Bestandsverluste in großen Teilen des Bezugsraumes zu verzeichnen. Wenn Gefährdungsfaktoren und -ursachen weiterhin einwirken und Schutz- und Hilfsmaßnahmen nicht unternommen werden bzw. wegfallen, kann dies das lokale Erlöschen der Art zur Folge haben.
Sie empfehlen deshalb:
Die Bestände dieser Arten sind durch geeignete Schutz und Hilfsmaßnahmen zu stabilisieren, möglichst aber zu vergrößern. Dies gilt insbesondere dann, wenn im Bezugsraum eine besondere Verantwortlichkeit für die weltweite Erhaltung der betreffenden Art besteht.
German J. Krieglsteiner (2000) nennt in puncto Bestand und Bedrohung in Baden-Württemberg folgende Ursachen:
Durch Entwässerung und Düngung der Moorwälder, Missen und vermoorten Stellen über abflußträgen Keuperschichten sowie durch Stickstoffeintrag ist der Bestand der Art gefährdet.
Literatur
- Gerhardt E (2001) Der große BLV Pilzführer für unterwegs. BLV, München: 426−427.
- Gröger F (2014) Teilschlüssel g. Milchlinge mit (oft weit-)hyphiger Huthaut und meist trockenem H: Untergattung Russularia. Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa, Teil II. Regensb. Mykol. Schr. 17: 491.
- Heilmann-Clausen J, Verbeken A, Vesterholt J (2000) The genus Lactarius. Fungi of Northern Europe, Vol. 2. Svampetryk, Tilst (DK): 186−187.
- Karasch P, Hahn C (2010) Rote Liste gefährdeter Großpilze Bayerns. Bayer. Landesamt für Umwelt (LfU): 22, 89.
- Krieglsteiner GJ et al. (2000) Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2. Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Eugen Ulmer, Stuttgart: 424−425.
- Laux HE (2001) Der große Kosmos Pilzführer. Franckh Kosmos, Stuttgart: 450−451.
- Verbeken A, Vesterholt J (2012) Lactarius Pers. In: Knudsen H, Vesterholt J: Funga Nordica, 2nd ed. Agaricoid, boletoid, clavarioid, cyphelloid and gastroid genera. Nordsvamp, Kopenhagen (DK): 142.