Funddaten
Kollektion: 5 von 11 Fruchtkörpern Bestimmung: Verpa bohemica (Krombholz 1828) J. Schröter 1893 Funddatum: 7.4.2016 Fundort: D − BY − RBz Schwaben − Lkr. Augsburg − Meitingen − Auwald zwischen Lech und Lechkanal Messtischblatt: 7431/1 Höhe über NN: ca. 430 m Ökologie: auwaldartiger Uferstreifen auf frischem, kalkhaltigem Boden; Baumschicht hauptsächlich bestehend aus Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior) und Schwarz-Pappeln (Populus nigra oder Bastard-Pappel (P. ×canadensis) mit eingestreuten Linden (Tilia sp.); Strauchschicht vornehmlich aus Weißdorn (Crataegus sp.) und Schwarzem Holunder (Sambucus nigra); Bodenbewuchs überwiegend aus Giersch (Aegopodium podagraria) und Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), außerdem Trupps der Gewöhnlichen Schuppenwurz (Lathraea squamaria)
Merkmale
Kopfteil: 2,5–9 cm lang, 2,2–4,5 cm im Durchmesser, an der Spitze 1,5–3,5 cm breit, glockig bis walzenförmig, nur an der Stielspitze angewachsen, sonst frei hängend und den Stiel scheidenartig umgebend, mit ausgeprägt wulstigen sowie teils gegabelten Längsrippen und schwächeren, verschlungenen Querrippen, gelb-bräunlich bis dunkelbraun, seltener hell und dunkel gefleckt und dadurch auf dem Boden nur schwer auszumachen, im Alter mit dunkelbraun bis schwarz-braun und strichartig eintrocknenden Rippen, dem Stiel zugewandte Innenseite glatt bis kleiig, weißlich bis blass ockerfarben
Sporenpulver: ockergelb
Stiel: 7,5–14,5 cm lang, unregelmäßig zylindrisch, im unteren Stielbereich bisweilen längs gefurcht, 11–19 mm breit, zum Hutansatz hin marginal verjüngt, zunächst weißlich, dann hellocker mit schnutzig rosa Farbtönen, Oberfläche quer feinschuppig gebändert bis flockig genattert
Fleisch: Rippung/Runzeln des Huts bis zu 8 mm dick; im Stiel wattig-weiß ausgefüllt, im Alter hohl gekammert, Stielwand bis zu 2 mm dick, weißlich bis hellocker, teils glasig, sowohl im Hut als auch Stiel wachsartig-brüchig
Geruch: schwach und im Anschnitt intensiv spermatisch
Artabgrenzung
Die Böhmische Verpel zählt zur Morchelverwandtschaft (Morchellaceae). Anders als bei den Morcheln (Morchella sp.) ist der Hut bei den Verpeln (Verpa sp.) jedoch nur an der Stielspitze angewachsen. Typisch ist zudem der wattig ausgefüllte, im Alter auch hohl gekammerte Stiel, wohingegen der Stiel bei Morcheln von Beginn an vollständig hohl ist.
Von der zur selben Zeit fruktifizierenden Fingerhut-Verpel (Verpa conica) unterscheidet sich die Böhmische Verpel durch die größeren Fruchtkörper und die stark längs-runzelige Hutoberfläche, weshalb sie auch Runzel-Verpel genannt wird. Dagegen ist der Hut des schmächtigeren Doppelgängers meist glatt und erinnert in der Form an einen Fingerhut oder eine Glocke, was der Art die Namen Fingerhut- und Glocken-Verpel eingebracht hat. Mikroskopisch können die beiden Arten leicht unterschieden werden: Während die Schläuche der Fingerhut-Verpel acht Sporen beinhalten, reifen in den Schläuchen der Böhmischen Verpel nur zwei große Sporen heran.
Mit bloßem Auge sieht noch die Käppchen- oder Halbfreie Morchel (Morchella semilibera) ähnlich aus. Deren Hut ist jedoch ± zur Hälfte mit dem Stiel verwachsen. Auffallend ist zudem die körnig-kleiige Stieloberfläche, während die Böhmische Verpel eine quer feinschuppig gebänderte bis flockig genatterte Oberfläche besitzt.
Untersuchte Fruchtkörper
Aufgrund der 5-tägigen Lagerung der Kollektion im Kühlschrank, um die Farbe des Sporenpulvers zu ermitteln, weichen die Stiellängen durch den erfolgten Streckungsprozess der Fruchtkörper von den am Funddatum aufgesammelten Exemplaren ab.
Literatur und Weblinks
- Boudier É (1906-1907, publ. 1907) Icones mycologicæ, ou Iconographie des champignons de France principalement Discomycetes, Bd. II. Paul Klincksieck, Paris: Tafel 218. Online in Biodiversity Heritage Library
- Hennig B, Kreisel H, Michael E (1986) Nichtblätterpilze (Basidiomyzeten ohne Blätter, Askomyzeten). Handbuch für Pilzfreunde, Bd. 2. 3. Aufl. VEB Gustav Fischer, Jena: 374.
- LauxHE (2015) Der große Kosmos Pilzführer. überarbeitet von Gminder A. Kosmos, Stuttgart: 662.