Vor der mehrtägigen Hitzewelle aus Afrika stieß ich in der Firnhaberauheide auf einen spannenden Risspilz. Obgleich sich die Art erst mit Hilfe einer mikroskopischen Untersuchung bestimmen lässt, konnte die Gattungsspezialistin Dr. Ditte Bandini bereits im Vorfeld den Olivgelben Risspilz (Inocybe dulcamara) aufgrund des weißen Velums und des Habitats ausschließen. Bemerkenswert war der Wuchs in einem Feld aus blühendem Gelben Sonnenröschen (Helianthenum nummularium). Denn wie zum Beispiel Fichten über ihre Wurzeln mit dem Myzel des Steinpilzes im Boden in Symbiose leben, vermag auch der unscheinbare Halbstrauch mit Großpilzen eine ektotrophe Mykorrhiza zu bilden.
Die Beteiligung an der bundesweiten Sammelaktion von Speise-Morcheln liegt leider hinter meinen Erwartungen zurück: Bis dato haben mich lediglich eine Hand voll Sendungen erreicht. Anscheinend gewichten viele Pilzfreunde den Kochtopfaspekt stärker als die Forschung und Wissenschaft. Um so mehr möchte ich mich deshalb bei den bisherigen Einsendern für ihre Unterstützung bedanken: Rolf Faber, Jochen Girwert, Peter Keschner und Christian Kunze. Einige Zusagen stehen noch aus.
Während auf den Kalkmagerrasen in und um Augsburg die teils farbenprächtigen Rötlinge der Untergattung Leptonia wegen der kühlen Witterung noch auf sich warten ließen, fruktifizierte Ende Mai in der Firnhaberauheide mit dem Trichter-Glöckling (Entoloma sericeoides) ein unauffällig braun gefärbter Gattungsvertreter der Ug. Clitopiloides. Die Art ist weit verbreitet, insgesamt jedoch eher selten anzutreffen. Der Blätterpilz besiedelt relativ trockene und sonnenbeschienene Offengrashabitate, gerne in Gesellschaft mit Rosengewächsen wie Weißdorne (Crataegus sp.) und Prunus-Arten. Er bevorzugt Kalkböden oder zumindest neutralen Untergrund.
Die Morchelsaison neigt sich dem Ende zu und vielerorts sind die Schraubgläser bereits mit neuem Trockenmaterial gefüllt. Ein leicht zuzubereitendes und gleichermaßen leckeres Gericht sind Morcheln, die langsam in Sahne vor sich hinköcheln, um das feine Morchelaroma aus den Pilzen herauszukitzeln. Ob als Beilage für ein Putenschnitzel oder solo als Nudel-Upgrade: ein echter Gaumenschmaus. Viel Vergnügen beim Nachkochen: Buntes Sahnegemörch auf Bandnudeln!
Zum Osterfest habe ich einen Schwung meiner Pilzporträts aus dem Fungiworld.com-Forums in die Rubrik Pilzfunde portiert und mit höher aufgelöstem Bildmaterial ausgestattet. Aus meiner Lieblingsgattung sei der Blumentopf-Rötling (Entoloma ollare) erwähnt, den Slavenka Wittmann vor einigen Jahren in Bobingen nahe Augsburg in einem Blumenkasten entdeckte. Wer mehr über den Vertreter aus der Untergattung Claudopus erfahren will, dem empfehle ich Andreas Stabers und meinen Aufsatz in Band 12 der Mycologia Bavarica. Und jetzt viel Spaß beim Schmökern!
Bastelfreunde aufgepasst: Mit etwas handwerklichem Geschick lassen sich aus Holzplatten und ein paar Leisten Pilzfruchtkörper als Aufsteller fertigen, die bei Pilzausstellungen, Tagungen und anderen pilzkundlichen Veranstaltungen eingesetzt werden können. Wer beim Bemalen der Aufsteller auch noch Kinder miteinbezieht, fördert zugleich den Nachwuchs. Neugierig geworden? Auf Entoloma.de können sie sechs verschiedene Pilzmotive kostenfrei als PDF-Dateien herunterladen. Lesen sie Schritt für Schritt, wie die Pilzaufsteller gebaut werden.
Vom Heideflächenverein Münchener Norden e. V. liegt inzwischen die Betretungserlaubnis für die Fröttmaninger Heide vor. Der Grundeigentümer gestattet den im Bescheid der Oberen Naturschutzbehörde genannten Personen das Betreten des Geländes, übernimmt aber für die Begehungen keine Haftung. Wegen möglicher Kampfmittel im Boden ist das Graben untersagt – hierzu wäre eine extra Erlaubnis und die Begehung mit einem anerkannten Feuerwerker nötig. Aus diesem Grund wird von einer Untersuchung der unterirdisch fruktifizierenden Großpilze abgesehen.
Die Obere Naturschutzbehörde der Regierung von Oberbayern hat Julia Kruse, einer stattlichen Abteilung des Münchner Pilzvereins sowie meinem Bruder und mir die Erlaubnis erteilt, in der vorläufig als Naturschutzgebiet sichergestellten südlichen Fröttmaninger Heide im Norden Münchens bis zum 9. Mai 2014 Großpilze zu kartieren und einzelne Fruchtkörper – auch von besonders geschützten Arten – für Bestimmungs- und Belegzwecke zu entnehmen.
Joschi Siembida, Mitautor unseres gemeinsamen Aufsatzes „Mini-Rötling verputzt ganze Pfifferlinge“ (siehe Publikationen) über den Weißen Holz-Stummelfuß-Rötling (Entoloma jahnii) und seine nahen Verwandten aus der Untergattung Claudopus, hat mich auf die Ausgabe IV (2) der „Omphalina“ aufmerksam gemacht. In dem Newsletter der Foray newfundland and labroador behandelt der kanadische und gemeinnützige Verband ab Seite 3 den Pfifferlings-Stummelfuß-Rötling (E. pseudoparasiticum) – allein die detailreichen Fotos sind schon sehenswert.
Der gestrige Ortstermin mit Georg Wenger von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Aichach-Friedberg und Martin Braun vom Landschaftsarchitekturbüro Eger & Partner in Augsburg bei den Kissinger Bahngruben verlief positiv. Wir haben vereinbart, dass die Grau-Erlen (Alnus incana) im Fundbereich des Weißlichen Keulengallertpilzes (Tremellodendropsis tuberosa) auf den Stock zurückgeschnitten und nicht wie die Weidenbüsche (Salix sp.) inklusive den Wurzelstückstöcken entfernt werden. So ist im Falle einer Ektomykorrhiza der Baumpartner nach wie vor am Leben.